Fotos Alfred Barth & Michael Geßner
What a feeling!
Die Goodnews Gospelsingers auf Tournee
Es ist acht Uhr an einem Donnerstag morgen. Am Schmausenbuck lichtet sich gerade der Nebel und die Bewohner des Tiergartens erwarten ihr Frühstück, als ein Reisebus mit 34 erwartungsvollen Sängerinnen, Sängern und Instrumentalisten der Goodnews Gospelsingers aus der Auferstehungskirche in Nürnberg Zerzabelshof in ein großes Abenteuer startet: vier Tage liegen vor den Musikern, ca. 950 km und vier Konzerte in unterschiedlichen Orten. Eine derartige Fahrt mit so vielen Konzerten hintereinander hatte der Chor, der 1999 von der Chorleiterin Heidi Brettschneider gegründet wurde, bisher noch nie unternommen. Doch das zehnjährige Bestehen des Gospelchors soll mit einer besonderen Fahrt gefeiert werden.
Das erste Ziel, die ehemalige „Freie Reichsstadt" Gau-Odernheim mit 3800 Einwohnern, liegt ca. 30 km südlich von Mainz in Rheinhessen und kann neben hervorragenden Weinen auch eine besondere Kirche aufweisen: das Kirchengebäude ist durch eine Mauer in einen evangelischen und einen katholischen Bereich geteilt (Simultankirche). Die Goodnews Gospelsingers dürfen ihre Bühne und Instrumente im größeren, dem evangelischen Teil aufbauen und wie sich abends herausstellt ist dies gerechtfertigt, denn im Konzert nehmen so viele interessierte Zuhörer in den Reihen Platz, dass ein kleinerer Konzertsaal kaum ausgereicht hätte. Wie sich später herausstellt, zeigen die Gau-Odernheimer wenig Scheu, im Sinne der Gospelmusik auch aktiv am Konzert teilzunehmen, singen, klatschen und tanzen mit bis das Kirchenschiff vibriert und erzeugen dadurch gemeinsam mit dem Chor eine freudige und mitreißende Stimmung. Nach diesem Abend sind die Gospelsänger sicher: die Atmosphäre dieses Konzerts kann wohl nicht mehr überboten werden.
Doch weit gefehlt. Am nächsten Tag hält der Bus im beschaulichen Ort Schwalmstadt – Ziegenhain mit seiner kleinen aber feinen Kirche direkt am Ziegenhainer Paradeplatz. Vor der Kirche wurde ein Schaukasten von Gemeindemitgliedern liebevoll gestaltet: ein Poster zeigt eine Gruppe gezeichneter Chorsänger und rings herum sind Hinweise auf das bevorstehende Gospelkonzert aufgeklebt. Auch der Empfang in Ziegenhain ist besonders herzlich, sowohl in der Kirche St. Josef, als auch in den beiden Gasthöfen, die die Sänger für eine Nacht beherbergen, fühlen sich alle sehr willkommen. Und so verwundert es nicht, dass auch das Publikum am Abend den Chor durch ein freudiges und beschwingtes Konzert trägt und anschließend besonders viele Exemplare der eigens für das Chorjubiläum aufgenommenen CD „Welcome to my father's house“ verkauft werden.
Die nächste Station führt die Sänger- und Sängerinnen nach Goslar in Niedersachsen, der einzigen größeren Stadt auf der Tournee und dementsprechend groß ist auch die Kirche, in der abends das Konzert stattfindet. Bis dahin müssen die Musiker jedoch noch einige Widrigkeiten überwinden: der Sonnenschein der vergangenen Tage ist nasskaltem Wetter gewichen und die Instrumente und Kisten mit Technik müssen ausgerechnet hier eine weite Strecke über viele Treppen getragen werden. Noch dazu begegnen die Mitarbeiter der Kirche der Vielzahl von Menschen und Gerät, die ihre historische Klosterkirche St. Peter und Paul auf dem Frankenberge bestürmen, mit Skepsis, da an diesem Ort nicht häufig Gastchöre aus anderen Gemeinden auftreten und der Aufbau moderner Musikanlagen im Kirchenschiff daher ungewohnt ist. Überraschend für alle füllt sich am Abend die große Klosterkirche mit so vielen Menschen, dass selbst die eilig bereitgestellte zusätzliche Bestuhlung nicht ausreicht, um jedem interessierten Konzertgast einen Sitzplatz zu bieten. Jedoch hält es die Menschen sowieso nicht lange auf den Bänken, denn nach einer kleinen Eingewöhnungszeit werden aus den Zuhörern in Goslar begeisterte Mitsänger und Tänzer und wie auch an den Abenden zuvor wagt sich ein mutiger Gast auf die Bühne, um mit den Goodnews Gospelsingers ein gemeinsames Lied zu singen. Dank des Engagements der Familie Lähnemann klingt für die Chorsänger und ihre Band das Konzert bei liebevoll belegten Broten und gekühlten Getränken im Gemeindesaal aus, bevor es einige noch zum Weiterfeiern in eine Innenstadtkneipe zieht.
Die Tour endet am darauf folgenden Tag unweit der Heimat in Rödental bei Coburg und die Sänger und Instrumentalisten mobilisieren noch einmal die letzten Kräfte, um auch hier noch ein tolles Konzert zu bieten, auch wenn die drei Konzerte zuvor bereits bei manchen ihren stimmlichen Tribut gefordert haben. Dennoch sind die Zuhörer in Rödental begeistert und nehmen nach eineinhalb Stunden Gospelmusik die gute Stimmung mit nach Hause.
Für die Sänger, Sängerinnen, Musiker, die Chorleiterin und die fleißigen Helfer am Mischpult gehen vier ereignisreiche Tage zu Ende, die kein Teilnehmer missen möchte. Es wurde viel gegessen, viel gelacht, viel gesungen und alle sind noch mehr als Gruppe zusammengewachsen. Der Dank gilt all denen, die diese Tournee durch viel persönliches Engagement möglich machten und uns allen ein unvergessliches Erlebnis bescherten. What a feeling!