Goodnews Gospelsingers Tournee 2016

(Bilder am Ende des Berichts)

 

„Noch so eine Probe und ich sage die Tournee ab!“ Heidis frustrierter Ausruf traf eine Reihe schuldbewusster Gesichter. Sie hatte ja recht. Nach dem Erfolg mit Rutters „Magnificat“ hatten wir es uns etwas bequem gemacht im Chorstühlchen, unsere Hausaufgaben vernachlässigt und gehofft, wir kämen damit durch, von den Liedern für die Tournee den Text jeder zweiten Strophe ungefähr zu wissen. Jetzt mussten wir kräftig aufholen. Und so traf man in den Sommerferien so manchen Gospelsänger im Stadionbad an, wie er auf dem Handtuch über seinem Chorordner brütete. Die harte Arbeit zahlte sich aus: bei der Nagelprobe, dem Gottesdienst zur Jubelkonfirmation am Sonntag vor der Tournee, passten die Töne zusammen, der Text zu den Tönen und Heidi schöpfte wieder Hoffnung, dass am Ende doch wieder einmal alles gut werden könnte.

 

Zuerst jedoch mussten alle Sänger wohlbehalten von Mittelfranken in den Schwarzwald gelangen. Es kam der Tag der Abreise. Gespannt wurde früh am Morgen der Reisebus chortourneetauglich eingerichtet: im Bauch fanden Kabelsalate, Lautsprechertürme und Holzpodeste Platz, zusammen mit Koffern voller schwarzer Klamotten. Im hinteren Teil des Busses richteten sich die fränkischen Landbiere ein, in der Mitte machten es sich die feinen Spirituosen aus eigener Herstellung gemütlich. Kaum hatten sich dazwischen die erwartungsvollen Sänger platziert, begann der fröhliche Tross seine Reise gen Süden. Dicht auf den Fersen folgten ihm die Nachzügler, die entweder am Anreisetag noch arbeiten mussten, oder ihre Handtasche im Auto eingesperrt hatten.

 

Die Quartiere in Müllheim - Vögisheim und Badenweiler waren schnell bezogen und schon begann der Aufbau für den ersten Arbeitseinsatz: das Konzert in der Christuskirche in Bad Krozingen. Tatsächlich schafften es auch alle Nachzügler pünktlich zum Einsingen und das Konzert konnte beginnen. Das Publikum zeigte sich angetan und alle Sänger ließen sich am Ende beschwingt und enthusiastisch vom wohlwollenden Applaus aus der Kirche tragen. Ein guter Anfang für die Tournee! Den Abend konnten die Sänger leider nur in zwei getrennten Gruppen ausklingen lassen, da der Chor aus Platzgründen in zwei verschiedenen Unterkünften untergebracht werden musste. Dennoch tat dieser Umstand der guten Stimmung keinen Abbruch. Nach einem hervorragenden Abendessen und einer Kostprobe der lokalen Wein- und Bierspezialitäten, gaben die Sänger im Haus Friede in Müllheim beschwingt ein paar Lieder aus ihrem Repertoire zum Besten – sehr zur Freude des Wirtes und sehr zum Erstaunen aller anwesenden Sänger, dass die seit Jahren nicht mehr geprobten alten Gospels noch so gut funktionierten.

 

Am nächsten Tag begrüßte uns ein warmer, sonniger Vormittag und wir durften ihn in der Altstadt Freiburgs verbringen. In kleinen Gruppen erkundeten wir die Sehenswürdigkeiten, die Köstlichkeiten am Markt und die kleinen, hübschen Lädchen rings herum. Hier war auch Zeit, sich mit dem Nötigsten für die kommenden Tage einzudecken: Halsbonbons, Teebeutel, Süßigkeiten und falsche Schnurrbärte zur Auflockerung der langen Busfahrten (die nicht nur deswegen niemals langweilig wurden). Viele nutzten die Gelegenheit, vom Schlossberg aus einen Überblick über Freiburg zu gewinnen (und ganz nebenbei den Busparkplatz wiederzufinden), oder eine echte Schwarzwälder Kirschtorte zu probieren. Doch dann war es Zeit, nach Lahr aufzubrechen. Hier fand am Abend unser zweites Konzert in der schönen und gut besuchten Stiftskirche statt. Viele empfanden dieses Konzert als sehr stimmungsvoll und die Zuhörer gaben den Sängern anschließend neben einem herzlichen Applaus auch noch eine tolle Rückmeldung, wie sehr ihnen der Abend gefallen hätte. Diesmal konnte der Chor den Abend gemeinsam in einer Pizzeria ausklingen lassen.

 

Der Samstag begann ebenso sonnig und warm wie der Tag zuvor, wodurch sich eine Gruppe zu einem Spaziergang durch die malerischen Weinberge aufmachte. Man fühlte sich fast wie im Urlaub, doch schon bald hieß es Aufbruch zum nächsten Konzert in der evangelischen Stadtkirche in Schopfheim. Dieses Konzert hatte die Besonderheit, dass der ortsansässige Gospelchor „Resonance of Life“ unter der Leitung von Heidis Studienfreund Christoph Bogon das Konzert mitgestaltete. Darüber hinaus bildete dieses Konzert den Abschluss des dortigen Gemeindefests. Es musste also besonders an diesem Abend unbedingt alles gut klappen! Zuerst durften wir unser Konzertprogramm singen, dann gaben „Resonance of Life“ ein paar Lieder zum Besten und anschließend sangen beide Chöre gemeinsam als ein beeindruckender, riesiger Chor. Es war ein tolles Erlebnis! Die Anspannung fiel von uns ab und wir konnten im Anschluss die Einladung des Schopfheimer Gospelchors in vollen Zügen genießen. Der Chor hatte ein leckeres und reichhaltiges Buffet vorbereitet, das unter anderem eine kunstvolle Torte enthielt, die die Form von zwei verbundenen Noten hatte und mit den Namen der beiden Gospelchöre beschriftet war. Vielleicht folgen „Resonance of Life“ ja unserer Einladung nach Nürnberg.

 

Der letzte Tag der Tournee kam viel zu schnell. Schon mussten wir unsere Zimmer wieder räumen und Richtung Heimat aufbrechen. Glücklicherweise hatten wir am Abend noch ein Konzert in der evangelischen Kilianskirche in Emskirchen, sodass der Abschied noch etwas hinausgezögert werden konnte. Dieses Konzert war auch ein würdiger Abschluss unserer Tournee: viele Freunde und Verwandte waren gekommen und konnten mit uns in der Pause bei einem Sektempfang anstoßen. Schließlich endete die Tour nach einer kurzen Rückfahrt wie sie begonnen hatte: auf einem Parkplatz beim Tiergarten, diesmal allerdings im Mondschein.

 

Insgesamt war jeder froh, dass Heidi die Tournee doch nicht abgesagt hatte, denn es war so eine schöne, spannende, lustige, intensive, gesellige, arbeitsreiche und fröhliche Zeit, dass sie niemand hätte missen wollen! Hoffentlich bis zum nächsten Mal, Heidi… ?

Julia Wankel